Dokument lesen
-
vom 09.12.2025 PDF
#4836
Fenster schließen und zurück
Angesichts der durch den Weltklimarat geschätzten 150 Millionen Klimaflüchtlinge im Jahre 2050 treten wir im Rahmen einer Klimaaußenpolitik für mehr Klimagerechtigkeit ein.
#4837Rohstoffreichtum in einem Land darf nicht zum Rohstofffluch für seine Bevölkerung werden.
#4838Der Rohstoffabbau geht nur allzu oft mit massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltver- schmutzung einher.
#4839Deshalb müssen wir in Zeiten knapper werden- der Ressourcen und daraus resultierender Konflikte überall auf der Welt umdenken und unseren Rohstoffverbrauch drastisch reduzie- ren – in Deutschland und international.
#4840Wir setzen uns für verbind- liche soziale, ökologische und menschenrechtliche Standards bei Abbau, Weiterverarbeitung und dem Handel von Rohstoffen sowie für Transparenz im Rohstoffbereich ein.
#4841Wir brauchen eine Neuausrichtung der internationalen Handels- politik nach ökologischen und sozialen Standards.
#4842Bilaterale Frei- handelsabkommen, wie sie die EU derzeit mit verschiedenen Län- dern verhandelt oder anstrebt, müssen zukünftig so ausgestaltet werden, dass sie Entwicklung und Menschenrechte stärken.
#4843Grund- sätzlich streben wir eine multilaterale Handelsordnung an.
#4844Konkret bedeutet das zum Beispiel, die EU-Exportsubventionen abzuschaf- fen und die EU-Agrarpolitik so zu gestalten, dass durch Dumping- preise bei Lebensmitteln die Märkte in Entwicklungsländern nicht ruiniert werden.
#4845Gleichzeitig brauchen Produkte aus Entwicklungs- ländern einen diskriminierungsfreien Zugang zum europäischen Markt.
#4846Das heißt auch die EU-Fischereiabkommen auf ökologische und soziale Auswirkungen zu überprüfen und neu zu verhandeln.
#4847Wir brauchen internationale Abkommen, die zu fairen Preisen für Agrarerzeugnisse und Rohstoffe führen, sowie eine Politik, die die lokale Produktion von Gütern in den Entwicklungsländern fördert.
#4848Diese handelspolitischen Ziele unterstützen wir auch durch eine nachhaltige und faire öffentliche Beschaffungspolitik.
#4849Für weltwei- te Steuergerechtigkeit und für die Finanzierung öffentlicher Güter arbeiten wir daran, Steueroasen zu schließen und global agierende Unternehmen zu zwingen, dort Steuern zu zahlen, wo sie produzie- ren und Gewinn machen.
#4850Waldschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern heißt nicht nur Klimaschutz, sondern auch die Sicherung der Lebensgrundla- gen lokaler Bevölkerungsgruppen.
#4851Deshalb setzen wir uns für die Einigung auf ein globales Programm zum Stopp der Degradierung und Zerstörung von Wäldern in Entwicklungs- und Schwellenlän- dern sowie für die Ratifizierung und Umsetzung der ILO-Konventi- on 169 zur Stärkung der Rechte indigener Völker ein.
#4852Auch die internationale Drogenpolitik muss kohärent nach so- zialen, ökologischen und menschenrechtlichen Kriterien evaluiert und neu ausgerichtet werden.
#4853Denn bis jetzt fördert sie organisier- te Kriminalität und trägt damit unter anderem zur Destabilisierung von Staaten und Weltregionen bei.
#4854Wir unterstützen die Initiative der „Global Commission on Drugs“, die das Ende der verheerenden Verbotspolitik fordert.
#4855Wir wollen die menschenrechtliche Verantwortung von Un- ternehmen stärken, indem wir nicht nur auf freiwillige Selbstver- pflichtungen hoffen, sondern verbindliche Regelungen entwickeln, die diese Verantwortung festlegen.
#4856Dazu gehören Offenlegungs- pflichten nach starken sozialen und ökologischen Kriterien.
#4857Die Öffentlichkeit muss nachvollziehen können, wie viel Lohn ein Un- ternehmen seinen Näherinnen in Bangladesch zahlt oder wie es im Kongo verseuchtes Wasser entsorgt.
#4858Dazu gehören auch neue Haf- tungsregelungen.
#4859Und dazu gehören bessere Klagemöglichkeiten in Deutschland und der EU für Opfer von schweren Menschenrechts- verletzungen, die von deutschen oder europäischen Unternehmen verursacht wurden.
#4860Die notwendige sozial-ökologische Transformation muss Auf- gabe der gesamten Bundesregierung sein.
#4861Es kann nicht sein, dass weiterhin Waffenexporte gegen Friedensbemühungen laufen, kli- maschädliche Subventionen gezahlt oder durch Exportoffensiven Bemühungen zur Überwindung von Armut und Hunger in Entwick- lungsländern zunichtegemacht werden.
#4862Wir stehen ein für neue Politikkohärenz im Sinne von Frieden, Demokratie und einer menschenrechtsbasierten nachhaltigen Ent- wicklung.
#4863Dafür wollen wir regierungsweite Zielvereinbarungen, mehr Kompetenz für vernetztes Regieren, die Stärkung von Res- sortkreisen, eine bessere Koordinierung der Außenpolitik durch das Auswärtige Amt und die Koordinierung der Entwicklungszusam- menarbeit und aller Entwicklungsgelder durch das Entwicklungs- ministerium.
#4864Gleichzeitig braucht es eine fraktionsübergreifende Debatte, die sich mit den Widersprüchen des deutschen Regierungshandelns be- fasst.
#4865Diese Debatte wollen wir in der 18.
#4866Legislaturperiode durch eine Enquete-Kommission „Kohärenz in einer Welt im Wandel“ anstoßen, die eine kritische Bilanz ziehen und Veränderungen vor- schlagen soll – auch für die Arbeitsstrukturen von Bundesregierung und Bundestag im europäischen und internationalen Kontext.
Fenster schließen und zurück
Anzeige: