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vom 09.12.2025 PDF
#4220
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Gerade an Orten der Unter- drückung und in Zeiten der Verfolgung.
#4221Bei systematischen Men- schenrechtsverletzungen ist die Kunst oft das einzige Sprachrohr, über das Protest uns noch erreicht.
#4222Wir müssen diese Kanäle of- fenhalten.
#4223Künstlerinnen und Künstler, die mutig genug sind auf- zustehen und Widerstand zu leisten, finden unsere Solidarität: vom chinesischen Schriftsteller Liao Yiwu bis zur russischen Band Pussy Riot, von den Dichterinnen des Arabischen Frühlings bis zum irani- schen Filmemacher Jafar Panahi.
#4224Kultur ist ein wichtiges Mittel in der Präventionsarbeit und im Kampf gegen den Rechtsextremismus.
#4225Neonazis haben in Regionen ohne zureichendes Kulturangebot, ohne Jugendzentren und sons- tige Orte der Begegnung, oft ein leichtes Spiel.
#4226Deswegen fordern wir auch für die kulturellen Initiativen gegen den Rechtsextremis- mus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit eine sichere und verstetigte Förderung durch den Bund.
#4227Kultur stellt Fragen nach einer ökologisch verantwortungsbewuss- ten Lebensweise.
#4228Diese Fragen und Irritationen können uns aus dem alltäglichen Phlegma der ressourcenverschwendenden Bequemlich- keit herausreißen.
#4229Deshalb werden wir das Politikfeld Kultur in den Fortschrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie aufneh- men.
#4230Kulturpolitik ist Friedenspolitik.
#4231Auswärtige Kulturpolitik und internationaler Kulturaustausch gehören zu den wichtigsten Inst- rumenten für Völkerverständigung.
#4232Die auswärtige Kulturpolitik werden wir deshalb stärken, insbesondere Mittlerorganisationen wie Goethe-Institut und Deutscher Akademischer Austauschdienst.
#4233Wir begreifen kulturelle Verständigung als einen Schlüssel für ein zusammenwachsendes Europa und für den notwendigen „Dialog der Kulturen“ weltweit.
#4234Kultur kann Dialoge mit Ländern eröffnen, zu denen es keine weiteren Zugänge gibt.
#4235Sie spielt eine wichtige Rolle in der Krisenprävention und Konfliktüberwindung.
#4236Auch ihre Bedeutung für die Entwicklungszusammenarbeit wird zunehmend erkannt.
#4237Im Sinne der „UNESCO-Erklärung zur kulturellen Vielfalt“ verstehen wir die Vielfalt der Kulturen als wesentliche Ressource für die Zukunft der Menschheit.
#4238Erinnerung wachhalten – Verantwortung übernehmen Die Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen des National- sozialismus und die Vertreibung und Ermordung von über sechs Mil- lionen Menschen jüdischer Abstammung muss ihren Niederschlag in einer vielfältigen Erinnerungskultur finden.
#4239Diese ist umso wich- tiger, als bald keine Überlebenden und ZeitzeugInnen des National- sozialismus von ihrer Erfahrung berichten können.
#4240Auch vor diesem Hintergrund hat dieses Land nicht mehr viel Zeit, seine notwendige Verantwortung wahrzunehmen.
#4241So fand gegenüber der zweitgröß- ten Opfergruppe des NS, den sowjetischen Kriegsgefangenen, bis heute keine Anerkennung als rassisch Verfolgte und keine Entschä- digung statt.
#4242Wir werden dies ebenso einfordern wie eine Anerken- nung der Opfer der NS-„Euthanasie“-Programme und der Zwangs- sterilisation als rassisch Verfolgte des Nationalsozialismus.
#4243Gerade im Bereich der Bildung müssen neue Formen der Erinnerungskultur systematisch verankert werden.
#4244Gedenkstätten, Erinnerungsor- te, Museen, Bibliotheken und Archive müssen durch eigens dafür ausgebildete PädagogInnen gepflegt und bundesweit koordiniert werden.
#4245Zur Erinnerung gehört für uns, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und in dem Zusammenhang die Auseinandersetzung mit Leben und Werk verfolgter KünstlerInnen zu verstärken.
#4246Wir begrüßen, dass mit auf grüne Initiative hin ein Informationsort „T4“ zu den NS-Euthanasiemorden entsteht.
#4247Erfreulich ist auch, dass es in Berlin endlich ein Denkmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma gibt.
#4248Doch es genügt offensichtlich nicht, Denk- mäler einzuweihen, denn während wir der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma gedenken, betreibt die schwarz-gelbe Bundesregierung gegen die Lebenden eine rassistische „Asylmiss- brauchs“- oder „Armutszuwanderungs“-Kampagne.
#4249Aufarbeitung brauchen wir auch bei den Ministerien und Be- hörden.
#4250Sie sollen ihre NS-Vergangenheit so untersuchen lassen, wie wir es etwa im Auswärtigen Amt angestoßen haben.
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